Es ist alles nur eine Frage der Perspektive. Noch versuche ich, auf der Autobahn keinen dieser Menschen über den Haufen zu fahren, die den Dunst als Vorwand benutzen, auch auf der linken Spur mit 50 fahren zu dürfen. Auch der Motorradfahrer hat kräftig mit seinem beschlagenen Visier zu kämpfen und fährt in Schlangenlinien vor mir her. Zwar verliere ich dadurch noch mehr Zeit, nachdem ich schon am Morgen ein wenig zu lange zum Richten meines Gepäcks gebraucht hatte. Aber in meinen Gedanken bin ich schon auf dem Lingenfelder Altrhein. Wie der sich wohl dieses Mal darstellt? Ist es eventuell sogar richtig Nebelig? Ist der Strand der Kaffeeinsel wirklich so großzügig, wie Klaus ihn beschreibt? Wie wird sich die Umtragung auf unserer Tour gestalten?
Mit Gabi und Klaus gibt es eine freudige Begrüßung, dann stellen sich Stefan und Jörg vor. Mit vereinten Kräften bauen wir schnell den Ally auf und tragen die Boote zur Einsatzstelle. Hier erwartet uns eine wunderschöne Überraschung. Der gesamte Altrheinarm liegt spiegelglatt unter dem diffusen Licht eines herbstlichen Nebels, durch den sich die eingefärbten Bäume in warmen Farben abheben.
Auf dem Wasser zerschneiden wir zwar die glatte Oberfläche, können uns jedoch nicht an der Schönheit dieses Szenarios sattsehen, freuen und fotografieren.
Während wir noch nach der Umtragestelle suchen, deren Spuren wegen des Niedrigwassers nicht auszumachen sind, bricht ganz zaghaft die Sonne durch den Nebel. Bald darauf paddeln wir in einer wunderschönen, kräftig leuchtenden Herbstlandschaft.
Nach einem kleinen Ausflug zu Rheinmündung des Lingenfelder Altrheins paddeln wir gemütlich zur Kaffeeinsel. Das heißt: Ich fahre zuerst noch zur Einstiegsstelle, um das Brennholz aus dem Auto zu holen. Als ich zurückkomme, finde ich ein komplettes Pic-Nic vor. Gabi hat schon Kaffee gekocht, Kuchen, Brezeln, Kekse und viele weitere Köstlichkeiten finden sich auf dem schönen Strand. Jörg und Klaus fachsimpeln über Klaus Boot und Stefan und ich machen Tests mit dem Primus-Kocher. Zum Schluss kommen wir überein, dass die Lautstärke des Kochers verträglich ist. Dieses besonders im Hinblick auf die enorme Wärmeleistung. Irgendwann wird es mal ganz langsam etwas kühler und wir packen unsere Sachen. Ich verdecke mein Hab und Gut unter einem Poncho, die Anderen schaffen ihr Inventar durch den einsetzenden Regen.
Nach dem Verladen der Boote gehen wir noch in das Restaurant "Rhenania" und nehmen dort ein richtig Spießbürgerliches Essen zu uns. Leider haben die meisten noch eine recht lange Heimfahrt vor sich, so dass wir in dieser Runde nicht mehr sehr lange durchhalten. Ich fahre zurück zum Einstieg und fahre auf die Kaffeeinsel, wo ich bei zunehmendem Wind meine Hängematte aufbaue und mein Material sichere. Über Nacht frischt der Wind so sehr auf, dass ich mich in dem brüchigen Wäldchen nicht mehr sehr sicher fühle. Nur ist der Wind eindeutig zu stark, um mit dem Ally gegenan zum Auto zu paddeln. Also sichere ich das Tarp, verschließe die Windseite mit einem Poncho und schlafe weiter. Am nächsten Morgen flaut der Wind schnell wieder ab.
Dann mache ich mir mein Frühstück und setze bald danach zum letzten Mal zum Auto über. Eine weitere Tour habe ich bei dem noch ordentlichen Rest-Wind dann doch nicht gemacht. Das ist zwar Weichei-Canoeing. Aber dazu steh ich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen