04.04.2011

27.03.2011 "Geschmückte" Tauber von Werbach nach Bronnbach

Irgendwie fühle ich mich auf Deutschlands Bächen seit den letzten Hochwassern ständig in die Weihnachtszeit versetzt. Links und rechts vom Fluss sind alle Bäume und Büsche voller Lametta und darunter liegen die Geschenke der Vergangenheit.
Geschenke und glücklich machende Besitztümer längst vergangener Zeiten, die jetzt warten. Worauf, dass weiß noch Keiner so richtig. Vielleicht auf die nächste Fluss-Säuberung, auf das nächste Hochwasser, auf Jemanden, der an ihnen noch etwas gut Brauchbares erkennt oder auf die Zeit, mit der sie immer mehr verrotten und langsam im Fluss versinken. Zuvor hatten sie schon gewartet. Auf den Tag, endgültig aus dem Garten, der Laubenkolonie, dem Werkshof oder einem anderen "Zwischenlager" der Wiederverwertung zugeführt zu werden. Dem guten Willen der Besitzer, sich eines Tages auch dieser Probleme annehmen zu wollen, kam nun das Hochwasser zuvor. Es riss Kinderstühle, Dreiräder, Kühlschränke, Autoreifen, leere Regenfässer und eine unfassbare Menge an Papier und Plastikfolien mit sich. Zum Ausgleich blieb in den Hecken der Schrebergärten vergessenes Eigentum anderer Besitzer hängen. Sehr zum Ärger der neuen Eigentümer, die sich im Grunde zu Unrecht über diesen "Mülltausch" beschweren.
Copyright 2011, Stefan Schwermer
Der größte Teil des Mülls floss jedoch mit der Strömung der Flüsse gen Tal, blieb mal an dem einen Baum und der anderen Hecke hängen. Bis zu vier Meter über dem aktuellen Wasserspiegel hinterlassen diese Relikte Deutscher Ordnungsliebe jetzt als Wasserstandsanzeiger der letzten Flut ihre Spuren.

In solch einer surrealen Landschaft sitzen wir jetzt, machen Pause und erinnern uns:

Copyright 2011, Stefan Schwermer



Copyright 2011, Stefan Schwermer
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Gegen elf Uhr hatten wir in Werbach an der Tauber Gabis Freundin Tina abgeholt. Wenige hundert Meter später fanden wir an  der romantischen Tauber-Brücke unsere Einsetzstelle. Während Gabi und Stefan sich mit ihren Canadiern abmühten, bauten Tina und ich in Windeseile den Ally auf. 

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Kurz darauf hockten wir in unseren Canoes und hatten gleich zum Anfang unseren Spaß an dem Kehrwasser der Brückenpfeiler. 


Copyright 2011, Stefan Schwermer
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Wir ließen auf diesem in kurzen Abschnitten spritzigen Fluss die Zeit langsam an uns vorbei gehen und genossen all das Genießenswerte unseres Sportes:

Ruhe:



            


Unterhaltungen:



Spielereien an einem hübschen Naturwehr:


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Fotografieren:
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... und natürlich auch der wärmende Sonnenschein und die Umgebung unseres Flusses prägten unseren Rythmus.





Nach gut zwei Stunden hatten wir an einer Umtragestelle unterhalb der Burg Gamburg. einen schön sonnigen Platz für unsere Pause gefunden. Diese "Spornburg" ist eine der wenigen verblieben Burgen im Privatbesitz. Ihr jetziger Besitzer, Herr Mallinckrodt, stiftete unsere, natürlich nie in Klischees denkenden, Damen zu Spekulationen an. Die Frage nach dem Alter des Burgbesitzes heiterte uns natürlich auf, für Gabi folgte die Enttäuschung aber auf dem Fuße. Da der Burgbesitzer die Betriebskosten seiner Burg nicht mehr decken konnte, war er dazu gezwungen, Privatführungen anzubieten. 
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Zwar eine gute Möglichkeit, den Herren persönlich kennenzulernen. Aber wer will schon einen Burgherren, der sich aus finanziellen Gründen dazu gezwungen sieht, das gemeine Volk durch die Privatgemächer zu führen! Wieder nichts mit Bently und Chauffeur auf der gekiesten Burgeinfahrt... 

Tina weiß den Frust recht geschickt zu therapieren, indem sie aus den Tiefen ihrer Taschen Merci-Schokolade zaubert. OK, den Löwenanteil von der Schokolade habe ich mir gegönnt. Natürlich auch nur aus Frust, weil ich weder reich noch Besitzer einer solchen Burg bin, die die Fantasie der Damen beflügelt. 

Bald sitzen wir wieder in unseren Booten. Das Gespann Tina und Gabi zieht ruhig neben uns her und das leise Geplappere der Damen lässt mich fast in Trance fallen. Zum Glück gibt es auf diesem letzten Streckenabschnitt noch ein paar schöne Stellen, die ich gerne fotografiere. 

Copyright 2011, Stefan Schwermer
In Bronnbach lassen wir unsere Boote unter Tinas Aufsicht am Wasser liegen und holen unsere Autos. Angesichts der nur wenige hundert Meter von unserer Aussetzstelle entfernt lockenden Klosterschänke ist der Ally schnellstens abgebaut, verpackt und zum Auto getragen. 

Die Klosterschänke ist eine kleine, feine Spezialität unter den Gaststätten. Das liebenswerte, ältere, Betreiberpaar ist locker drauf, die Essensmenge ausreichend und das alkohlfreie Weizenbier ein Genuss. Wir unterhalten uns noch sehr gut, bevor die langsam hinter den Hügeln schwächelnde Nachmittagssonne zum Aufbruch mahnt. Gabi und Stefan werden noch mindestens zwei Stunden unterwegs sein. Beinahe hätte ich dieses mal endlich die kürzeste Anfahrt gehabt, wenn Tina nicht Vis à Vis zu der schönen Tauberbrücke bei Werbach wohnen würde.


Tauber Werbach nach Bronnbach auf einer größeren Karte anzeigen

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